Ackerbau in Kooperation mit den Bodenorganismen

Die Düngemittelverordnung beunruhigt gerade viele Landwirte. Viele befürchten, die Pflanzen auf dem Acker dann nicht mehr ausreichend ernähren zu können. Es wird Zeit, dass ein Umdenken stattfindet: Denn wir müssen die Pflanzen gar nicht ernähren. Das können die Bodenorganismen für uns übernehmen. Wir müssen dafür nur lernen, den Ackerbau in Kooperation mit den Bodenorganismen zu betreiben, und nicht mit allen Maßnahmen gegen sie zu arbeiten. Wir möchten hier zeigen wie das gehen kann. 

Der Ausgangspunkt – toter Boden

Leider tragen die Bearbeitungstechniken in der Landwirtschaft nicht dazu bei Bodenleben zu erhalten. Der Pflug bewirkt ein Massensterben. Auch mineralische Dünger und alle Spritzmittel zerstören die Bodenorganismen. Auch wir haben das all die Jahre so gehandhabt, weil man es ja so lernt. Das Ganzheitliche Management hat uns einen anderen Blick auf den Ackerbau ermöglicht und uns auch Wege aufgezeigt, wie es anders gehen kann.

Kompost als Ursprung für neues Leben

In einem guten Kompost wimmelt es vor Leben. Das machen wir uns zunutze um wieder Leben in den Boden zu bekommen und um den Artenreichtum der Bodenorganismen zu erhöhen. Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten Kompost herzustellen. Uns geht es beim Kompost nicht um Nährstoffgehalt. Es wird mit der Anwendung so lange gewartet, bis möglichst aller Stickstoff abgebaut ist. Der ist dann aber nicht weg, sondern in den Organismen enthalten.

Um einen funktionierenden Nährstoffkreislauf zu bekommen, ist es wichtig viele Pilze und Bakterien im Boden zu haben, aber auch diejenigen, die sich von Pilzen und Bakterien ernähren und dann die Nährstoffe für  die Pflanzen ausscheiden. So können wir dann den Ackerbau in Kooperation mit den Bodenorganismen betreiben. Es sind dann nämlich die Bodenorganismen, die die Pflanzen ernähren. Sie können das übrigens viel vollständiger und ganzheitlicher als wir es je schaffen werden. Eine Pflanze braucht nämlich weitaus mehr Nährstoffe als N, P und K. Auch wenn man noch Mg, Ca, S und Co. dazu nimmt, sind wir damit noch weit von den eigentlichen Bedürfnissen der Pflanzen entfernt. Von daher sind wir sowieso viel besser beraten, wenn wir versuchen von der Natur zu lernen und sie bei ihrer Arbeit unterstützen, als dass wir auf Düngemittel-Berater hören.

Hier also ein Projekt: Ein Sommerweizen-Acker, auf dem zuvor Sommergerste war. Nach der Sommergerste wurde eine artenreiche Zwischenfrucht eingesät, die mit der Herde im Herbst beweidet wurde. Jetzt wird ein Streifen konventionell (da wir seit 1.Januar Bio-Umstellungsbetrieb sind, heißt konventionell hier einfach nur ohne Kooperation mit den Bodenorganismen) nur mit eigener Gülle, ein Streifen mit Kompost und Komposttee und ein Streifen mit Gülle und Komposttee behandelt. Dann können wir die Ergebnisse am Ende vergleichen. Im Video spreche ich von einer Tonne pro ha. In Wirklichkeit waren es am Ende 1 m3 auf 1400 m2 (Das Abschätzen ist gar nicht so einfach.)

Wer hilft uns da?

Ackerbau in Kooperation mit den Bodenorganismen bedeutet, dass wir sehr viele kleine Helfer haben. Hier möchten wir einige vorstellen.

Bakterien und Pilze

Ein ausgewogenes Verhältnis von Bakterien zu Pilzen ist sehr wichtig beim Anbau gesunder Pflanzen. Gerade die Pilze leiden sehr unter der normalen Bodenbearbeitung und der Anwendung von Fungiziden. Es ist also wichtig, dass wir sie wieder in den Boden bekommen. So sieht das unter dem Mikroskop aus:

Nematoden sind nicht nur schlecht

Nematoden kennen viele nur als Schädlinge. Es gibt jedoch viel mehr Nützlinge unter ihnen.  Warum sind sie so wichtig? Durch das Fressen von Bakterien und Pilzen sind sie ganz wichtige Helfer bei einem funktionierenden Nährstoffkreislauf. Ohne sie würden die Nährstoffe in den Bakterien und Pilzen festgesetzt bleiben und könnten nicht den Pflanzen zur Verfügung stehen. Hier also ein nützlicher Nematode:

Einzeller

Auch die Einzeller sind uns wichtige Helfer, denn sie ernähren sich hauptsächlich von Bakterien und unterstützen auf ihre Weise den Nährstoffkreislauf. Hier einige Beispiele:

Einige Zahlen

Viele sind es von Bodenproben gewohnt mit handfesten Zahlen zu arbeiten. Das und das ist im Boden drin bzw. fehlt, daher muss das und das ergänzt werden.

Das können wir mit den Bodenorganismen genauso machen.

Der Ackerboden ist voller Bakterien (1400µg/g). Es gibt aber keine Einzeller und auch keine Nematoden. Es gibt wenig Pilze (55µg/g).  Damit kommen wir auf ein Pilz:Bakterienverhältnis von 0,38.

Der Kompost hat ein Pilz:Bakterienverhältnis von 0,76. Das ist auch noch nicht optimal. Denn eigentlich brauchen wir 1:1 für Getreide. Aber es ist immerhin schon eine Verbesserung. Außerdem haben wir 300 Einzeller pro g und 100 bakterienfressende Nematoden pro g Boden. Hier kann also ein Nährstoffkreislauf stattfinden.

In 2 Wochen wird der Boden wieder untersucht und es wird geschaut, ob sich das zugegebene Bodenleben etabliert hat. Entsprechend des Ergebnisses wird weiter behandelt.

Ein Kurs zum Thema

Nein, man muss als Landwirt kein Mikrobiologe werden! Wir möchten unsere kleinen Helfer hier nur sichtbar machen. Denn wenn man etwas kennt, zerstört man es nicht mehr so unbedacht. Mit jedem Pflügen, eggen oder sonstiger Bodenbearbeitung wird Lebensraum zerstört. Mit allen Spitzmitteln werden die kleinen Lebewesen getötet. Selbst Herbizide sind für viele Bodenorganismen tödlich. Dünger als Salz sind tödlich. Auch in dem Anaeroben Millieu der Gülle können sie nicht überleben.

Wie man sich die Bodenorganismen zu Helfern machen kann ohne selber durchs Mikroskop zu gucken, möchten wir in einer Webinarreihe zu den Bodenorganismen vorstellen: Mehr Infos dazu. 

Wir werden den Verlauf dieses Projektes in regelmäßigen Abständen hier vorstellen für alle, die Interesse haben.