Eine große Auswahl für die Kühe
„Eure Kühe haben ja die Wahl!“
stellte eine Besucherin der Herde kürzlich anerkennend fest. Bisher habe sie es immer nur so gesehen, dass die Kühe alles fressen mussten, was da war, ob es ihnen schmeckte oder nicht. Das hat sie sowohl im Stall gesehen bei den gemischten Futterrationen, bei denen ein Aussortieren nicht möglich war, als auch auf der Weide, weil es eben erst etwas Neues gab, wenn alles abgefressen war. Noch nie habe sie eine solche Auswahl für Kühe gesehen.
Ja, bei uns haben die Tiere die Wahl. Mindestens 2 x am Tag bekommen sie ein Buffet eröffnet und können nach Herzenslust aussuchen. Das, was sie nicht fressen, legen oder trampeln sie platt. Früher dachten wir, das wäre Verschwendung. Heute freuen wir uns darüber. Denn an dem, was schön plattgetrampelt ist, können sich nach den Kühen die Mikroorganismen im Boden erfreuen. Außerdem hat das noch viele andere Vorteile, die an anderer Stelle mal erklärt werden. In diesem Bericht soll die Auswahl, die die Kühe haben herausgestellt werden.
Bei einer herkömmlichen Standweide (so heißt es, wenn die Kühe über einen längeren Zeitraum auf einer Weide sind) haben sie nur am Anfang freie Auswahl. Da Kühe „auch nur Menschen“ sind, fressen sie zuerst das Beste und müssen dann unter Umständen wochenlang mit dem zurechtkommen, was sie eigentlich nicht so mögen. Das leckere Futter hat gar keine Chance nochmal nachzuwachsen. Denn sobald eine Triebspitze aus dem Boden hervorschaut wird sie schon wieder vernascht. Das führt auf längere Sicht sogar dazu, dass gerade diese leckeren Pflanzen im Bestand immer seltener werden. Denn ein solch starkes selektives Beweiden schwächt jede Pflanze.
Bei uns sind die Kühe längstens mal einen Tag auf einem Stück, meist sogar nur einen halben oder auch nur stundenweise. Dann hat das jeweilige Stück wochen- bis monatelang Pause, bis die Kühe das nächste Mal kommen. Dadurch können sich alle Pflanzen gut erholen und die Herde hat später wieder volle Auswahl.
Die Wahl zu haben ist für uns ein großer Tierwohlaspekt. Denn es trägt sehr zum eigenen Wohlbefinden bei, das tun zu können, was man möchte. Aber auch der gesundheitliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Die Kühe können sich gezielt die Kräuter und Pflanzen aussuchen, die ihnen im Moment am besten tun. Da dieses System den Artenreichtum der Weide erhöht, haben sie immer mehr Auswahl.
Ein wahres Schlaraffenland ist es dann für die Kühe, wenn sie auf eine extra zu diesem Zweck extrem artenreichen Zwischenfrucht auf einem Acker gehen können.
Hier auf diesem Acker haben wir in kurzer Zeit 30 verschiedene Pflanzenarten gezählt, und wir haben bestimmt noch einige übersehen.
Das ist gesunde Ernährung für die Kühe, für die Mikroorganismen, die im Gegenzug den Boden immer weiter verbessern, und letztendlich auch für uns.
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